Die Erforschung von Vergewaltigungsphantasien ist ein heikles Thema. Viele Menschen wollen nicht wahrhaben, dass Frauen sie haben, aus Angst, dass damit echte Vergewaltigungen angeregt oder entschuldigt werden: „Siehst du? Frauen wollen es doch!“ Nüchtern betrachtet ist es aber besser, auch die vielleicht verstörenden Teile der menschlichen Sexualität zu untersuchen, als sie im Dunkeln zu halten.
Das versuchen auch Forscher an der University of North Texas, eine die Meta-Analyse im Januar im Journal of Sex Research veröffentlicht haben. Sie kombinierten 20 Studien, um mögliche Erklärungen für Vergewaltigungsphantasien von Frauen zu bewerten. Einige der Erklärungen überschneiden sich, andere widersprechen sich gegenseitig. Hier ist eine Zusammenfassung:
Masochismus
Die Vorstellung, dass Frauen Leiden begehren. Frauen, die sich mit masochistischem Sex beschäftigen, haben eher Vergewaltigungsphantasien, aber die große Mehrheit der Frauen mit Vergewaltigungsphantasien will keine echte Vergewaltigung. Dementsprechend kann Masochismus nur für eine kleine Gruppe von Frauen gelten.
Sexuelle Schuldzuweisung
Frauen sind von der Gesellschaft konditioniert , nicht nach Sex zu suchen, weil sie sonst als Schlampe gelten. Haben sie Sex gegen ihren Willen, können sie folglich Schuldgefühle vermeiden. Studien, die diesen Aspekte untersuchen, liefern gemischte Ergebnisse. Auf jeden Fall würde auch diese Theorie nur für einige Frauen gelten.
Wünschenswert
Viele Frauen glauben gerne, dass sie so attraktiv sind, dass Männer dem Drang, sie zu nehmen, nicht widerstehen können. Die Beweise für diese Theorie sind suggestiv, aber noch nicht schlüssig. Eine Studie in „Psychologie Today“ weist darauf hin, dass Frauen mit Bindungsangst mehr sexuelle Fantasien haben, die Unterwerfung beinhalten.
Rape Culture
Einige argumentieren, dass Frauen dazu konditioniert werden, in die männliche dominierte Hierarchie einzukaufen. Gegenargument: Die Prävalenz von Vergewaltigungsphantasien hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert, obwohl die Geschlechterrollen zunehmend aufweichen.
Sympathische Aktivierung
Das sympathische Nervensystem wird in Zeiten von Stress oder Gefahr aktiv und löst einen Kampf- oder eine Fluchtreaktion aus, die durch erhöhte Herzfrequenz, Atmung, Pupillenerweiterung und genitale Erregung gekennzeichnet ist. Wie bei einer Achterbahn gehen Angst und Aufregung Hand in Hand.
Gegensätzliche Transformation
In einer Studie zu Liebesromanen (die in der Regel von und für Frauen geschrieben werden) wird die weibliche Hauptfigur in 54% vergewaltigt. Die männlichen Helden sind in der Regel robuste Kämpfertypen. Diese Bücher veranschaulichen den Wunsch, „das Herz des Vergewaltigers zu erobern“ und ihn für die Ehe zu zähmen.
Studien und wissenschaftliche Artikel zum Thema:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19085605
http://www.psychologytoday.com/blog/psyched/200805/why-do-women-have-erotic-rape-fantasies
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19085605
http://www.huffingtonpost.de/2014/11/03/sex-fantasien-frauen_n_5049260.html
http://stormchan.org/study/src/1347443061862.pdf
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19085605
http://findarticles.com/p/articles/mi_m2372/is_1_45/ai_n24383385/pg_5/
Ich finde das Thema auch manchmal schwierig. Vergewaltigungsfantasien ja, aber bitte so, wie ich es mir vorstelle! 🤔🙈 (Das sollte eine ganz bestimmte Person jetzt lieber nicht lesen… Oje oje, dann hab ich ein Problem 🤣)
Ich glaube ja, dass Sex immer etwas mit Macht und Ohnmacht zu tun hat. Auch bei Stinos. Das Triebhafte in uns sucht einfach den Kampf, will weg vom Geist und seiner moralischen Enge. Das Spiel mit den Fantasien ist erregend und hilft uns, damit umzugehen 🤷🏼♀️ Die wissenschaftlichen Erklärungsversuche sind allerdings amüsant.
Genau! Meine Phantasien – mein Drehbuch! Meine Phantasien verursachen mir gute Gefühle und schaden keinem. Ich verspüre deshalb keinen Rechtfertigungsdrang und finde mich total normal 😊.
Trotzdem möchte ich meine erotischen Vergewaltigungsphantasien bzw. deren praktische Umsetzung deutlich abgrenzen. Klar, Macht und Ohnmacht spielen eine zentrale Rolle, aber es geschieht einvernehmlich und es gibt jederzeit einen Notausgang. Ziel ist nicht die Zerstörung des Opfers wie beim Ernstfall. Rape play ist so ziemlich der einzige Begriff über den ich diskutieren würde, weil er für mich die Realität nicht abbildet.
Und vor allem, entscheidet man sich auch mit WEM man das erleben möchte und wem halt nicht 😉 Ich denke, das macht einen großen Unterschied.
Der Rahmen bleibt die ganze Zeit abgesteckt. Vertrauen ist vorhanden. Man fühlt sich sicher. Das ist eine ganz andere Basis, als im Ernstfall.