Die Sklavin des Humanisten 01


 1

Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.
J. J. Rousseau (1712-1778)

 (18. August)

›Rousseau‹, dachte Rainer im Halbschlaf, während er fühlte, wie seine Sklavin sich zärtlich seiner Morgenlatte annahm, ›war überzeugt, dass der Mensch im Kerne gut sei.‹ Eine Pollenwarnung plärrte aus dem Radio und unterbrach seine philosophischen Erwägungen. Rainer fühlte sich lebendig wie noch nie, während seine Erektion bis in die Tiefe von Lianas Kehle wuchs, und er sich unter dem kunstfertigem Spiel ihrer Zunge, Lippen und Gaumens dem Höhepunkt entgegen trieb. Nichts deutete an diesem Morgen darauf hin, dass dies der letzte Tag seines Lebens sein würde.

Rainer blickte an sich herunter und sah seine Mitte bedeckt von einer Flut langer, rotblonder Haare. Die Wärme des beginnenden Sommertages und der Anblick dieses ganz speziellen Lendenschurzes waren es, was ihn an die Südsee, die ‚edlen Wilden‘, und damit an Rousseau hatte denken lassen.

»Meine Sklavin!«, murmelte er beglückt. Noch vor sechs Monaten war Rainer, trotz seiner 42 Jahre, praktisch gesehen, eine Jungfrau gewesen. Seine Leidenschaft hatte immer  der Literatur und Philosophie gegolten. Nicht, dass ihm fleischliche Gelüste völlig fremd gewesen wären, aber der Weg zum anderen Geschlecht war ihm verbaut. Zuerst von seiner Mutter, die bis zu ihrem Tod vor fünf Jahren seine ganze Aufmerksamkeit und Freizeit beansprucht hatte, dann von seiner Schüchternheit und mangelnden Übung im Wortgeplänkel. So behalf er sich mit Sex an und für sich.  Bis auf ein einziges Mal, wo er die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen  hatte, um sich endlich zu entjungfern. Allerdings hatte seine Männlichkeit damals, wahrscheinlich vor Nervosität, vollkommen versagt. Glücklicherweise war die Dame sehr professionell gewesen , und hatte ihn nicht ausgelacht, stattdessen  hatte sie ihm erlaubt, ihren Körper zu erforschen und anschließend noch mit ihm zusammen gelegen. Küsse allerdings hatte sie strikt abgelehnt.

»Hast du etwas gesagt, Herr?«, riss ihn Liana aus seinen Gedanken. Sie hatte sich von seinem Penis gelöst und ihr Haar aus dem Gesicht gestrichen. Der Blick aus ihren leuchtenden blaugrünen Augen traf Rainer wie immer mitten ins Herz und fuhr von dort ein Stück nach unten. Irgendwann würde er allein von ihrem Blick zum Höhepunkt kommen, da war er ganz sicher.

»Komm her, ich will dich ficken.«

Dieses Wort. Seine Mutter wäre vor Schreck auf der Stelle gestorben, wenn er es in ihrer Anwesenheit nur ein einziges Mal gesagt hätte. Liana krabbelte sofort nach oben zu ihm. Die feingliedrige Kette, die von ihrem Halsreif zu einem massiven Stahlring an der Wand führte, klirrte leise. Dann lag sie neben ihm. Ihre Lippen erwartungsvoll leicht geöffnet, sah sie  ihn zärtlich an. Als er sich endlich von diesen Augen losreißen konnte, glitt sein Blick wie immer fast automatisch nach unten, folgte der Spur ihrer entzückenden Sommersprossen, die sich vom Gebiet um die Nase bis ins  Dekollet é erstreckten, und blieb unweigerlich  an ihren Brüsten hängen.

Brüste! Woher kam nur der Zauber, der von diesen eigentlich so profanen, außerhalb der Fortpflanzung völlig nutzlosen Körperteilen ausging?

»Ein mannbares Mädchen, dessen Naturbestimmung ist, Kinder zu gebären und Kinder zu säugen, wäre nicht schön ohne gehörige Breite des Beckens und ohne gehörige Fülle der Brüste.« So platt hatte es Goethe gesehen, der Leuchtturm deutscher Kultur.

Rainer allerdings hielt es in dieser Sache lieber mit dem französischen Impressionisten Auguste Renoir: »Traue niemandem, den der Anblick einer schönen weiblichen Brust nicht außer Fassung bringt.«

Rainer war, nach dieser Definition, außerordentlich vertrauenswürdig. Fast ehrfürchtig folgte er mit dem Zeigefinger der Kontur ihrer Areole und stupste sanft die hart aufgerichteten Brustwarzen. Dann fasste er die linke zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein Atem beschleunigte sich, ebenso wie der Ihre. Er wusste, er hatte es buchstäblich in der Hand, ihr Lust oder Schmerz zu bereiten. Eine kleine Drehung würde genügen, eine Verstärkung des Drucks seiner Finger ausreichen. Er kannte die Empfindlichkeit dieser Brustwarzen genau. Sanft zog er daran.

 

 

2

»Es ist also klar, dass es von Natur Freie und Sklaven gibt, und dass das Dienen für diese zuträglich und gerecht ist. Und dass es Menschen gibt, die unter allen Umständen Sklaven sind und solche, die es niemals sind.“
Aristoteles (384-322 v. Chr.)

(11. Februar)

Im Februar hatte Rainer erfahren, dass der jüngere Bruder seiner Mutter verstorben, und er, Rainer, der Erbe von dessen Haus »mitsamt sämtlichem Inventar«, so hatte es der Notar ausgedrückt, sei. Das Haus sei zwar nicht gerade ein Neubau aber schuldenfrei, und wenn er das Erbe ausschlüge, fiele es an den nächsten der Erbfolge, den Großcousin väterlicherseits, einen aufbrausenden Gebrauchtwagenhändler mittleren Alters, welcher bereits lautstark seine vermeintlichen Ansprüche angemeldet habe.

Rainer war die Dreizimmerwohnung, in der er zwanzig Jahre mit seiner Mutter und nach deren Tod allein gelebt hatte, langsam zu klein geworden. Seine Bücher füllten bereits die Wände aller Zimmer. Er war Bibliothekar und konnte von Berufs wegen lesen, soviel er nur wollte. Aber er hatte die Eigenheit, dass er sich von einem lieb gewordenen  Buch nicht mehr trennen mochte. Er betrachtete es dann als Freund, den es zu bewahren und pflegen galt. So wuchs seine private Bibliothek stetig an, und obwohl ein Außenstehender keinerlei Ordnungsprinzip in seinen Regalen hätte erkennen können, war Rainer ohne Weiteres in der Lage, jedes beliebige Buch ohne zu Zögern sofort zu finden. Die Aussicht auf ein eigenes Haus war also durchaus verlockend. So ließ er sich den Schlüssel geben, um sein Erbe zu besichtigen.

Ein unauffälliges, aber großes Haus in einem der schlechteren Quartiere der Stadt . Beinahe wäre Rainer wieder umgekehrt, als er vor der Tür stand, vom Lärm einer Schnellstraße umtost, und die schäbige Fassade anstarrte. Schließlich gab er sich einen Ruck und betrat das alte Gemäuer. Als die schwere Eingangstür hinter ihm zu fiel, erlebte er eine erste große Überraschung: Der Lärm erstarb augenblicklich. Das Haus musste hervorragend isoliert sein! Die zweite Überraschung war, dass die Luft ausgezeichnet war, obwohl sein Onkel doch schon einige Wochen tot und das Haus unbewohnt war. Es roch nichts muffig, alle Räume waren hell und freundlich, perfekt aufgeräumt und sauber. Die Einrichtung war von minimalistischer Eleganz, fast in jedem Zimmer fand sich ein Flachbildschirm oder eine Leinwand mit Beamer, aber, zu Rainers Leidwesen, im ganzen Haus kein einziges Buch.  Was irritierte, waren eine Vielzahl massiver Haken und Ösen an Wänden und Decken, deren Zweck sich Rainer nicht erschloss. Im Schlafzimmer fiel ihm auf, dass neben dem breiten Bett seines Onkels ein schmaler Futon lag, und dass an der Stirnwand und an den Ecken des Bettes ebenfalls stählerne Ösen verschraubt waren.

Die größte Überraschung aber erlebte der glückliche Erbe, als er den Keller betrat. Anstatt der erwarteten schmutzig-staubigen Vorratsräume fand er hier einen großen, warmen, fensterlosen, in dunklen Farben gehaltenen, von Spots erhellten Saal mit überaus merkwürdiger Einrichtung vor. Fast hätte er an eine mittelalterliche Folterkammer gedacht, aber die aufgestellten Tische und Gestelle waren nicht aus rohem Holz, sondern mit glattem Material überzogen und teilweise sogar gepolstert. Die wenigen Tragsäulen waren ebenfalls mit Ringen und Riemen in verschiedenen Höhen versehen. An den Wänden waren Gestelle mit Peitschen, Rohrstöcken und Gerten, Schränke voller Riemen und Bänder, sowie Gerätschaften, deren Form teils an seltsame Dinge denken ließ, aber deren eigentlicher Zweck im Moment unklar bleiben musste.

Als er sich noch einmal staunend umsah, erschrak Rainer zutiefst. In einer Nische nahe der Eingangstür kauerte bewegungslos ein Mensch! Erst dachte er, es sei eine Puppe oder gar – das Herz wollte ihm stocken – eine Leiche, die dort abgelegt worden war. Doch die Hautfarbe war rosig, und als er genau hinsah, erkannte er Atembewegungen.

»Wer sind Sie?«, fragte er entgeistert, nachdem er eine ganze Weile nur sprachlos da gestanden war. Die Gestalt erhob sich, und Rainer errötete bis in die Kopfhaut. Nicht nur, dass es eine bis auf einen metallenen Halsreif ganz und gar unbekleidete Frau war, sie stellte sich auch völlig unbefangen ihm gegenüber auf. Kurz traf ihn ein Blick aus hellen Augen, bevor sie respektvoll zu Boden blickte und endlich auf seine Frage antwortete:

»Ich bin Liana, Herr.« Eine Antwort, die durchaus korrekt sein mochte, aber seine Frage in keiner Weise beantwortete. Sie hielt sich aufrecht, die Beine leicht gespreizt, die Arme gerade herabhängend. Ihre Brüste, auf denen Rainers Blick sofort hängen blieb, waren jugendlich straff. Ihr Geschlecht, das er nur kurz sah, bevor er sich zusammenriss und sich zwang, ihr ins Gesicht zu schauen, war haarlos. Hilfe suchend sah Rainer sich um, ob nicht ein Kleidungsstück oder wenigstens ein Tuch oder eine Decke da wäre, mit dem er ihre Blöße bedecken konnte, aber er sah nichts.

»Und … und was – äh – tun Sie hier?«, brachte er mit trockenem Mund stotternd hervor, als sie keine Anstalten machte, sich weiter zu erklären.

»Ich warte«, entgegnete sie nur. Wieder schien sie der Ansicht zu sein, dass diese Antwort genüge.

»Worauf?«, hakte er nach, zu nervös um ungehalten zu sein.

»Auf Befehle meines neuen Herrn. Sind Sie das?« Wieder traf ihn ein Blick aus jenen hellen Augen, der ihn tief im Inneren traf. Die Frau mochte Mitte zwanzig oder Anfang dreißig sein. Ihr Gesicht und ihre Schultern waren von langem, lockigem rotblondem Haar umschmeichelt, doch immer wieder glitt sein Blick zu ihren Brüsten. Sein Penis schwoll fast schmerzhaft an, und er zwang sich, ihr wieder in die Augen zu blicken, die unterdessen wieder zu Boden gerichtet waren.

»Ziehen Sie sich doch bitte erst einmal etwas an, dann können wir uns oben weiter unterhalten«, brachte er schließlich heraus.

»Ich habe nichts anzuziehen, Herr.« Hatte er da eben ein schalkhaftes Blitzen in ihren Augen bemerkt, als ihr Blick ihn kurz streifte?

 

3

Liebe ist die einzige Sklaverei, die als Vergnügen empfunden wird.
G.B. Shaw

 (18. August)

Lianas leichtes Keuchen holte Rainer wieder in die Gegenwart zurück. Er lag ihr gegenüber auf dem Bett und hielt ihre Brustwarze noch immer unter leichtem Zug zwischen Daumen und Zeigefinger. Doch diesmal wollte er ihr keine Schmerzen zufügen. Er näherte seinen Mund dem Ihren und ihre Lippen berührten sich sanft. Seine Hand löste sich von ihrer Brust und streichelte über das seidige Haar. Über die Wange, den Kiefer, bis zum stählernen Ring, der ihren Hals umfasste und mit einer etwa zwei Meter langen Kette an der Wand hinter dem Kopfende ihres Futons befestigt war. Obwohl er ihr keinesfalls misstraute, war die Kette für sie nicht zu lösen. Den Schlüssel für das kleine Schloss am Halsreif hatte er auf der anderen Seite des Raums auf den Schreibtisch gelegt.

Während seine Zunge die Ihre suchte und hervor lockte, wanderte die Hand weiter über die Schulter zur Brust, spielte kurz an den harten Nippeln und wanderte  über den Bauch hinunter zur glatt rasierten Scham der Sklavin. Diese spreizte sofort ihr linkes Bein ab, als seine Hand  in die Nähe des Venushügels kam, so dass er mühelos weiter vordringen und streichelnd ihre Schamlippen erkunden konnte. Er fühlte ihre Wärme, die Schwellung der inneren Schamlippen, die sich hervor drängten, und die Nässe dazwischen. Lianas Erregung stieg immer sehr schnell an. Aber Rainer, dem jeder Vergleich mit anderen Frauen fehlte, fand das nicht weiter bemerkenswert. Er drehte sie auf den Rücken und legte sich auf sie.

Aber noch drang er nicht in sie ein. Er hatte inzwischen gelernt, seine Lust zu kontrollieren. Er legte stattdessen  seine Beine außen an ihre Beine und drückte sie zusammen, sodass sein Penis zwischen Lianas Oberschenkeln und Schamlippen gefangen war. So blieb er eine Weile liegen und küsste sie nur. Sie schlang ihre Arme um seinen Rücken und seinen Nacken und erwiderte seine Küsse leidenschaftlich. Ihre Leidenschaft, der Druck ihres Busens  an seiner Brust, ihr schlanker Leib unter dem Seinen ließ seine Erregung weiter ansteigen, obwohl er seinen Penis kaum bewegte. Als er fühlte, dass er sich nun nicht mehr lange zurückhalten konnte, löste er sich von ihr. Er wollte sie doch nicht ficken. Noch nicht. Liana sah ihn stumm aus ihren großen Augen mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erwartung an. Ihr Busen hob und senkte sich noch immer rasch, ihre Lippen waren leicht geöffnet. Ihr intensiver Blick wurde Rainer so unerträglich, dass er ihr schließlich die Augen verband. Dann fasste er ihre Handgelenke und fesselte sie mit den am Kopfende des Bettes zu diesem Zweck befestigten Riemen. Lianas Knie beugte er soweit wie möglich und fesselte die Knöchel an die Oberschenkel. Fasziniert beobachtete er, wie sie nun, mit weit gespreizten Beinen da liegend, vor Lust erbebte. Eigentlich Angst-Lust, wie sie ihm einmal erklärt hatte. Und tatsächlich fühlte Rainer, wie er diese wehrlos und doch erwartungsvoll da liegende Sklavin züchtigen, diese weiße Haut röten wollte. Doch er hielt sich zurück und nahm geräuschlos auf dem Sessel neben dem Bett Platz, während er sie weiter beobachtete. Erneut schweiften seine Gedanken einige Monate zurück.


Hier geht’s zum nächsten Teil des Blogromans


Übersicht über alle bisher erschienenen Teile des Blogromans


Wenn du keinen Teil des Blogromans verpassen willst, abonniere den Blog im Menü links oder bestelle den Newsletter

 

3 Gedanken zu „Die Sklavin des Humanisten 01“

Kommentar verfassen

Bist du 18 oder älter? Um dieses Webseite zu sehen, musst du 18 oder älter sein.